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Auf den Hängen der legendärsten Berge Frankreichs

Kategorie: Radsport

Jeder Hobby-Rennradfahrer wünscht sich, einmal über einen oder mehrere der drei epischen Berge der Südfrankreich-Rundfahrt zu fahren. So auch unser Rennradexperte Philipp, der diesen Traum wahr gemacht hat. Im Beitrag erzählt er von seinen Highlights und Herausforderungen beim Befahren der drei legendärste Berge Frankreichs und teilt Bilder wie auch Streckentipps mit euch. 

Alpe d’Huez – 21 Kehren voller Tradition und blankem Wahnsinn

Sollte der Alpe d’Huez euer nächstes Ziel sein, dann macht euch auf 21 anspruchsvolle Kehren gefasst. Scheinen die ersten Kehren noch "einfach" bestreitbar zu sein, ziehen sich die letzten fünf extrem lang. Deshalb mein Tipp: Achtet am besten auf die Kilometerzahl und Höhenmeter, um nicht bereits nach den ersten 16 Kehren eure Energie aufgebraucht zu haben. Kurz vor dem Ziel gilt es den letzten steilen Anstieg zu bestreiten. Besonders motivierend ist der gelegentliche Schulterblick mit Blick nach unten, um zu sehen, wie viele Höhenmeter schon geschafft wurden. Sobald ihr in Alpe d’Huez angekommen seid, könnt ihr euch in den zahlreichen Souvenirshops austoben und bei einem Kaffee die Aussicht genießen. Danach geht es auch schon wieder weiter. Am Besten fahrt ihr nicht die gleiche Strecke herunter, die ihr bereits zuvor bestritten habt. Nehmt lieber die verlassenen Wege Richtung Le Bourg-d’Oisans. Diese sind nicht befahren und traumhaft schön.

Mount Ventoux – kein Baum, kein Strauch aber viel Sonne 

Der Mont Ventoux (1.912 Höhenmeter) ist meiner Meinung nach ein sehr bizarrer und außergewöhnlicher Berg. Das Panorama ist atemberaubend schön. Jedoch gibt es ab der Mittelstation auf circa 1.440 Höhenmeter keine Bäume mehr. Somit brennt die Sonne bei wolkenlosem Himmel gnadenlos. Sich zwischendurch im Schatten abkühlen? Keine Chance.

Zu dieser Station führen zwei Wege. Einer beginnt in Sault und der andere in Bedoin. Der Weg von Sault ist nicht der offizielle Weg, jedoch weniger befahren und bei gleichbleibender Steigung nur circa 20 Kilometer länger als der Weg von Bedoin. Die richtige Strecke zur Mittelstation startet in Bedoin und erstreckt sich über drei bis vier Kehren, bei denen nur doch der Wiegetritt hilft. Zudem ist die Mittelstation zu keinem Zeitpunkt sichtbar, was die Orientierung und Einschätzung bis zum Ziel erschwert.

Ab der Mittelstation ist bereits drei Viertel der Strecke geschafft und die Zeit zum Genießen gekommen. Die letzten fünf bis sechs Kilometer ermöglichen einen traumhaften 360 Grad Ausblick. Das Ziel befindet sich auf 1.920 Höhenmetern und kennzeichnet sich durch einen Turm, welcher aufgrund seiner Höhe kaum aus den Augen verloren werden kann. Von dort aus ist ein wahnsinnig schöner Ausblick in jede Himmelsrichtung garantiert. Im Osten kann bei gutem Wetter der verschneite Alpengipfel in der Sonne erblickt werden. Im Süden glitzert das blaue Mittelmeer und im Westen ist das schöne Rhonetal zu erkennen.

Col du Galibier – 2.645 Höhenmeter voller Kampf und Adrenalin 

Mit einer Höhe von 2.645 Meter gehört der Galibier zu dem fünfthöchsten asphaltierten Berg des Alpenpasses. Der Col du Galibier kann über mehrere Col erreicht werden. Ich persönlich bin über die Nordrampe an den Col du Galibier gefahren. Dabei überwindet man von Saint-Martin-d'Arc den Col du Télégraphe.

Ab dem Ort Valloire beginnt der Aufstieg zum Col du Galibier. Die 17 Kilometer ermöglichen einen atemberaubenden Ausblick mit einem einzigartigen Panorama. Beachtet unbedingt beim Anstieg das regelmäßige Essen und Trinken und überprüft euren Wasservorrat. Mir ist es passiert, dass ich nichts mehr zu trinken hatte und auf den nächsten Bach warten musste. 

Bei diesem langen Anstieg ist es wichtig seinen Rhythmus zu finden, denn es geht die ersten Kilometer immer stetig Bergauf. Auf den letzten zwei bis drei Kilometern ist das Ziel zwar in Sichtweite, aber statt vor euch, liegt es über euch. Auf den letzten Kilometern erreicht man seinen maximalen Puls, während der Wiegetritt immer langsamer wird. Sobald die letzten Meter geschafft sind, kann von oben stolz auf den Berg herab gesehen werden. Der Galibier ist nicht nur ein Klassiker, sondern auch ein absoluter landschaftlicher Leckerbissen. Insbesondere die karge Mondlandschaft im oberen Teil bietet eine grandiose Alpenkulisse.

Meine Streckenempfehlung

Neben den Tour de France Strecken bin ich zusätzlich die Königsetappe gefahren. Die Strecke hat mir extrem viel Spaß bereitet. Deshalb möchte ich diese auch mit euch teilen.

Die Tour beginnt in Le Bourg-d’Oisans am Fuße des Alpe d’Huez, in Richtung Allemont / Oz. Ich passierte den Col du Glandon (1.924 Höhenmeter) und überquerte anschließend den Col de la Croix de Fer auf 2.067 Höhenmeter. Als die ersten 40 Kilometer und zwei Col geschafft waren, folgte die Abfahrt nach Saint-Martin-d‘Arc (circa 800 Höhenmeter) und ein Straßenweg nach Saint-Michel-de-Maurienne zum Col du Télégraphe auf 1.566 Höhenmeter. Danach stand der Aufstieg zum Col du Galibier an. Hart, aber herzlich überwand ich die Anstiege, Kehren und rasanten Abfahrten. Angekommen am Col du Galibier ging es nur noch abwärts in Richtung Startpunkt in Le Bourg-d’Oisans. Dabei überquerte ich noch den Col du Lautaret, der auf dem Weg lag. Der fünfte Col: check. Obwohl es nur noch abwärts ging, waren die Beine voller Laktat und jeder Tritt war doppelt so anstrengend. Überglücklich aber auch geschafft beendete ich meine Tour mit 170 Kilometern und über 4.500 Höhenmetern in den Beinen.

Welche Fahrradroute plant ihr demnächst zu bestreiten? Eine kleine Inspiration könnt ihr hier finden. Wir haben euch die 10 schönsten Rennradstrecken unserer Rennradexperten zusammen geschrieben. Falls ihr dafür noch das passende Rad benötigt, dann schaut doch mal in unserem Onlineshop vorbei.

Ich wünsche euch fröhliches Fahren und viel Spaß beim Verfolgen des Kampfes um das Gelbe Trikot.

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